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Migrantische Gründungen als Chance für Deutschland

Zehn Handlungsempfehlungen als Resultat eines Expert:innenaustauschs

Adobe Stock / Sergej Nivens

In einer Veranstaltung der AWV-Projektgruppe 1.6.2 und der THWS wurden Handlungsempfehlungen für migrantische Gründungen erarbeitet.

Migrantische Gründungen sind ein wichtiger Schlüssel zur Integration und zentraler Wachstumsfaktor für die deutsche Wirtschaft. Wie sie gestärkt und gezielt gefördert werden können, war Thema der Konferenz „Sprungbrett zum Erfolg: Unterstützung von migrantischen Gründungen“, organisiert von der AWV-Projektgruppe 1.6.2 „Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und Asylsuchenden” und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS), die am 19. November 2024 virtuell stattgefunden hat. Über 70 Teilnehmende aus Wirtschaft, Verwaltung, Beratung und Wissenschaft tauschten sich intensiv aus. Zehn konkrete Handlungsempfehlungen lassen sich zusammenfassen.

Selbstständigkeit als Schlüssel für Integration und Wirtschaftskraft

„Deutschland braucht mehr Gründergeist – und Menschen mit internationaler Geschichte bringen diesen oft mit“, eröffnete Prof. Dr. Ulrich Gartzke (THWS) und als Co-Leiter der AWV-Projektgruppe „Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und Asylsuchenden“ Entwickler des Formats, die Veranstaltung. Iris Wehrmann (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) hob die wirtschaftliche Bedeutung migrantischer Gründungen hervor und stellte zentrale Unterstützungsangebote wie das EXIST-Gründerstipendium und die jährlich stattfindende Gründungswoche vor. Diese Programme sollen Wege aufzeigen und gezielte Hilfe bieten. Jasmin Arbabian-Vogel, erfolgreiche Unternehmerin mit iranischen Wurzeln, plädierte für einen Perspektivwechsel: „In vielen Herkunftsländern wird Selbstständigkeit als Erfolgsgeschichte gesehen. Das müssen wir stärker auch in Deutschland etablieren.“ Sie forderte außerdem eine bessere soziale Absicherung für Selbstständige und mehr Diversität in Unternehmen.

Best Practices und innovative Lösungen

Markus Pleyer (Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin) präsentierte das Modellprojekt „FEMentoring“ zur Unterstützung geflüchtete Frauen bei der Gründung sowie die Arbeit der Initiative Selbstständiger Immigrantinnen e.V. Nihat Sorgeç, Unternehmer und Vorsitzender des Verbands der Migrantenwirtschaft, unterstrich die wirtschaftliche Relevanz: „800.000 migrantische Unternehmen schaffen über zwei Millionen Arbeitsplätze in Deutschland.“ Dr. Ralf Sänger (Perspektive neuSTART e.V.) und Peter Straub (Bürgschaftsbank Berlin) betonten die Bedeutung zielgerichteter Angebote, wie etwa das Berliner Finanzierungsmodell „BBBwelcome“, das den Zugang zu Krediten erleichtert. Gleichzeitig kritisierten sie mangelnde mehrsprachige Informationsangebote und hohe bürokratische Hürden, die auch Prof. Dr. Ralf Roßkopf (THWS) in seinem Vortrag zu rechtlichen Fragestellungen deutlich hervorhob.

Zehn zentrale Handlungsempfehlungen

Aus der Konferenz ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen, um migrantische Gründungen zu stärken:

  1. Entwicklung zielgruppenspezifischer Unterstützungsangebote: kaufmännische Kenntnisse, Deutschkurse für Gründer:innen, Basiswissen zu Wirtschaftssystem, Institutionen und Gesellschaft in Deutschland
  2. Vereinfachung bürokratischer Prozesse, insbesondere auch die Einbindung von Ausländerämtern in die Unterstützungssysteme
  3. Ausbau mehrsprachiger Informations- und Beratungsangebote, vor allem durch Social Media und Videos
  4. Erleichterung des Zugangs zu Finanzierungen
  5. Stärkung lokaler Gründungsökosysteme
  6. Inklusivere Kommunikation durch zielgruppengerechte Sprache
  7. Verbesserung der sozialen Absicherung für Selbständige
  8. Förderung der interkulturellen Öffnung in Verwaltung und Finanzsektor
  9. Entwicklung präventiver Unterstützungsstrukturen
  10. Positiverer Umgang mit dem Thema „Selbstständigkeit“ in der Gesellschaft, Angebote zum Thema „Gründung als Chance“ bereits in Schulen und Hochschulen.

Die Veranstaltung zeigte: Migrantische Gründungen bieten enormes Potenzial – nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die gesellschaftliche Integration. Mit passgenauer Unterstützung lässt es sich heben.

Weiterführende Informationen

Die Präsentationen der Vortragenden stehen Ihnen hier zur Verfügung:

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